Liebe Tierfreunde, in der Natur sieht man meisten lebende Tiere oder flache
Tiere in den Asphaltregionen unserer Wildnis. Nur selten hat man Gelegenheit,
Tiere auf ihrem Weg in eine andere Welt zu begleiten. Jedenfalls dann, wenn
man lediglich den Beobachterstatus einnimmt. Nun, liebe Zuhörer, wo stirbt
eigentlich das Tier? Bedient es sich dabei wie wir modernster Technik der
Intensivmedizin oder stirbt das Tier noch genau wie vor Jahrmillionen auf
primitive, natürlich Weise? Ich bin dieser Frage einmal nachgegangen.
Beobachtet habe ich dabei die Familie der Lurche. Tagelang bin ich mit meiner
Kreidler Florett einer Blindschleiche nachgefahren, um zu sehen, wie sie ums
Leben kommt. Man wundert sich übrigens, wie wenig eine Blindschleiche doch
von der Welt sieht. Nach sechs Tagen konnte ich lediglich 50 Meter auf meinem
Kreidlertachometer ablesen. Nun, am siebten sollst du ruhen, sagte sich
wahrscheinlich auch der beinlose Lurch und kroch auf eine Kläranlage zu. Was
mochte ihn in das braune Reich treiben? Zielbewußt schlängelte sich der
glibberige Schelm durch das hohe Gras, während ich mit der Florett h
interhertuckerte Und dann sah ich es plötzlich, auf einem feinen Sieb im
Klärbecken saßen drei Frösche, ein Feuersalamander und mehrere Kröten.
Alle paar Sekunden fuhr eine Art Paternoster an dem Sieb vorbei und sammelte
die Kameraden ein. Als ich den Klärmeister daraufhin fragte, wohin dieser
Paternoster denn führe, sagte er: In die Entwässerungspresse. Aus dem
feingliedrigen Lurchenkörper wird dort der kubische Formlurch gepresst. Es
erübrigt sich wohl zu sagen, daß der Formlurch ein toter Lurch ist. Hier
liegt also das Geheimnis des sterbenden Amphibiums. Auch der Lurch ist nicht
von gestern, sondern bedient sich beim Sterbevorgang modernster Technik. Wenn
der Weg zum nächsten Klärwerk zu weit ist, tut es auch ein Sprung in den
Gully. Das Kleintier wird von hier aus automatisch der nächsten
Entwässerungspresse zugeführt. In der Bundesrepublik gibt es ca. 10000
Kläranlagen, die den sterbeinteressierten Kleintieren kostenlos zur
Verfügung stehen. Auch mit ihrer nächsten Toilettenspülung, liebe Zuhörer,
leisten sie einen kleine Beitrag für eine gute Sache.
Ihr kleiner Tierfreund.